Kriegerdenkmal

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Denkmale sind „Gesten der Verehrung und des Respekts“. Ihr Zweck ist es, dauerhaft zu erinnern, an Ereignisse und Personen. Die Schöpfer des Denkmals beabsichtigen, dass das Ereignis, die Person der späteren Generation in Erinnerung verbleiben soll. Ein Denkmal deutet die Vergangenheit, appelliert an die Gegenwart und die Zukunft.

Denkmale im Kaiserreich. Seit der Reichsgründung von 1871 setzte in Deutschland ein regelrechter Denkmalsboom ein. Denkmäler begleiteten die Bildung der deutschen Nation. Dabei war das Andenken erstmals nicht auf Feldherren beschränkt, sonders es wurde „demokratisiert“, die Erinnerung galt den Soldaten. Im Anschluss an den preußísch-dänischen Krieg von 1864, den innerdeutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich von 1866 und vor allem dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 wurden der militärische Sieg und die durch den Krieg erlangte Einheit gefeiert. Kaisertum, Volk und Nation wurden verehrt, der militärische Ruhm wurde mithilfe eines Denkmals in die heimatliche Gemeinde geholt. Daher ist ein Denkmal auf Öffentlichkeit ausgerichtet. Viele Menschen sollen es sehen, der öffentliche Ort spiegelt die Bedeutsamkeit des Ereignisses und der Personen.

Das Kriegerdenkmal: Am Anfang: Das Siegesmal. Im Rahmen dieses Denkmalsbooms entstand auch das Kriegerdenkmal in Isselhorst. Die Kriege waren kurz und siegreich, die Darstellung des Denkmals ist somit positiv: ein stolzer Obilisk als Siegeszeichen, die aufwärts strebende Säule mit Kaiserrelief, der stolze Reichsadler und die Gedenktafel.

Die Inschrift lautet:

Seinen Tapferen/Für das Vaterland/gefallenen Söhnen.

1864 im Kriege gegen Österreich,

1870-71 im Kriege gegen Frankreich.

11 Namen der Gefallenen

Die Dankbaren Gemeinden des Kirchspiels Isselhorst. 1898.

Das Denkmal wurde auf dem „Denkmalplatz“ zwischen Gütersloher Chaussee (heute Haller Straße ) und Bahnhofsstraße (heute Isselhorster Straße) errichtet. Es ersetzte ein auf dem Friedhof stehendes , eher schlichtes Denkmal, es wurde Wert auf ein „würdiges, schöneres Monument“ gelegt. Öffentliche Sichtbarkeit und imposante Größe unterstrichen die Bedeutung. Es entstanden Kosten von etwa 2000 Reichsmark, die u.a. vom Kriegerverein und durch Spenden, darunter vermutlich eine größere Summe der Familie Elmendorf, aufgebracht wurden.

Das Kriegerdenkmal: Die Einweihung. Die Einweihungsfeier fand am Sonntag, dem 4. September 1898 statt. Beteiligt daran waren neben Ehrengästen vor allem die Vereine des Kirchspiels und die Schulen. Nachmittags versammelten sich die Vereine und marschierten durch die flaggengeschmückte Straße von der Gaststätte Baumeister (heute Sparkasse) zum Denkmal. Auf der Einweihungsfeier sprachen der Vorsitzendes des Bauausschusses, Fritz Elmendorf, Pastor Richter, Vorsteher Karl Mumperow. An die Feier schloss sic h ein Volksfest auf dem Platz gegenüber der Post an, dem viele der damals gut 2400 Einwohner des Kirchspiels teilnahmen. Die Neue Gütersloher Zeitung berichtete im Anschluss von einer „großartigen patriotischen Feier“.
Heldengedenken. Anlässlich der Feier erstellte der Avenwedder Heimatdichter Heinrich Venjakob eigens ein Lied, das zur Melodie „Deutschland, Deutschland über alles“, gesungen wurde. Darin weist er dem Denkmal die Aufgabe zu, der Nachwelt zu bezeugen, dass „an edlen Kriegshelden zahlreich die Gemeinde war“. Diese gaben, so der Dichter, „im Kampf fürs höchste Gut, treu den Verlandspflichten“ „ ihr Heldenblut“. Während der Einweihungsfeier wird Im „gemeinschaftlichen Gesang“ zum Schluss die Kaiserhymne „Heil dir im Siegerkranz“ gesungen. Diese ehrt jene Männer , die „kämpfen und bluten gern für Thron und Reich“. Das Nebeneinander des Chorals „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ und der „Heldengesänge“ dokumentieren beispielhaft die Vermengung von christlichen und vaterländisch-nationalstaatlichen Motiven. Die Feier diente weniger der Trauer um die Verstorbenen, auch wenn die Namensliste auf dem Denkmal Raum für die private Trauer eröffnet. Der Tod wird

heroisiert als Opfer für das Vaterland. Die „tapferen“ Söhne sind „für das Vaterland“ gefallen. Dadurch erhält der Tod nachträglich seinen Sinn. Das Bekenntnis zum Kaiser und zur Nation, die Bekundung der engen Verbundenheit von evangelischer Kirche und Gemeinde, stiften Identität und Zusammengehörigkeit. In Gestaltung und Einweihungsfeier war das Kriegerdenkmal sicherlich auch ein Ehrenmal für die Gefallenen, es war kein Mahnmal., sondern vor allem ein nationales Siegesmal. Eine Mahnung zum Frieden fehlt. Solche „Siegesfeiern“ waren Ausdruck der „sozialen Militarisierung“ im Kaiserreich, deshalb auch die Einbeziehung der Schulen, die Hochschätzung des Militärischen bestimmte gesellschaftliches Leben.

Auch nach dem 1. Weltkrieg: Heldenverehrung

Begeistert waren die Soldaten im August 1914 in den Krieg gezogen. Sie waren sicher, schon bald siegreich zurückzukehren. Die Wirklichkeit sah anders aus. Die Soldaten erlebten die Grausamkeit des Stellungskrieges. Mehr als 2 Millionen deutsche Soldaten fanden den Tod. Der Krieg prägte nachhaltig Gesellschaft und Wirtschaft . Aus der Begeisterung wurde Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Schließlich musste Deutschland kapitulieren. Das Kaiserreich brach zusammen. Am 9. November 1918 wurde die erste deutsche Demokratie ausgerufen. Die für die Niederlage verantwortlichen Militärs entzogen sich der Verantwortung, sie machten die republikanischen Kräfte für die Niederlage verantwortlich und vergifteten das politische Klima. Die Nation war sich dagegen einig darin, den Vorwurf der Kriegsschuld empört zurückzuweisen.

Wie gedenkt eine Gesellschaft, eine Gemeinde im Kleinen, in einer solchen Lage seiner gefallenen Soldaten? In vielen Gemeinden wurden Denkmäler errichtet. Isselhorst besaß bereits ein Denkmal, deshalb wurde im Jahre 1922 eine Bronzetafel hinzugefügt.

Die Inschrift lautet:

Den Tapferen

Im Weltkriege 1914-18

Verbliebenen Helden.

72 Namen der Gefallenen
Die Dankbare Gemeinde Isselhorst
1922

Die Inschrift betont das heroische Opfer. Die Soldaten sind nicht umsonst gefallen, zumal inzwischen 72 Tote zu betrauern sind, die betroffene Familien zurücklassen. Aber: Leid und Niederlage werden nicht erwähnt. Im Gegenteil: Die grausame Wirklichkeit verschweigend wird beschönigend von „Helden“ gesprochen, die im Krieg „verblieben“. Es wird an die Tradition des Kaiserreiches angeknüpft. Die „Helden“ erscheinen als im Feld unbesiegt. Die politische Realität wird ausgeblendet. Eine Mahnung zum Frieden entspricht nicht dem Geist der Zeit.

Stand 30.07.2020.

In der Novemberausgabe des „Isselhorster“ folgt die Geschichte des Kriegerdenkmals nach dem 2. Weltkrieg.

Literatur:

Kniepkamp, Reinhard „‘Würdiges, schönes Monument‘“, in: Kirchspiel Isselhorst. Wie es wurde – was es ist, Gütersloh 2000, S. 211 ff.

Möller, Eckhard, Das Mahnmal an der Apostelkirche in Gütersloh – Ein Beispiel für Trauerarbeit in den 50er Jahren, in: Gütersloher Beiträge zur Heimat- und Landeskunde, Nr. 46/47, Janaur 1996.

Schürmann, Uwe ,Das Kriegerdenkmal, in: Lebendiges Isselhorst, 6. Jg., Nr. 1, 1982.

Westheider , Rolf (Hg.), Triumph-Verdrängung-Leid. Gütersloher Denkmäler und die Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts, in: Heimatkundliche Beiträge, Volksbank, H 14/2000, S. 14ff.